Mechanische Unkrautregulierung bei Erbsen

Kerstin Spory, Ralf Mack, Katharina Rusch
Veröffentlicht: 11.03.2022
Auf dem Markt werden immer weniger Herbizide zugelassen und Resistenzen bringen Pflanzenschutzmittel an ihre Grenzen. Daher befassen sich zunehmend mehr konventionelle Landwirte mit Alternativen. Die mechanische Unkrautregulierung mit Striegel und Hacke ist in der ökologischen Landwirtschaft ein bewährtes Vorgehen. Erbsen sind wegen ihrer langsamen Jugendentwicklung konkurrenzschwach gegenüber Unkräutern und Ungräsern. Daher ist der richtige Einsatz des Striegels und der Hacke unerlässlich, wenn auf Herbizide verzichtet wird.

 

Letzter Hackdurchgang in den Erbsen

 

Das Unkraut kann in Erbsenbeständen gut mechanisch bekämpft werden. Es erfordert jedoch Fingerspitzengefühl bei der Wahl des Einsatzzeitpunktes der mechanischen Unkrautregulierung. Bei beiden Methoden wird die unkrautregulierende Wirkung im Wesentlichen durch eine Verschüttung erzielt. Werden Striegel oder Hacke zum falschen Zeitpunkt oder falsch eingestellt angewendet, kann dies erhebliche Ertragseinbußen mit sich ziehen. Der Wirkungsgrad des Striegelns beträgt bei optimalen Bedingungen
bis zu 90%. Die Hacke hat den Vorteil, dass diese auch noch Unkraut bis zum 4-Blattstadium entfernen kann.

 

Einsatzbedingungen

Bei geplanter mechanischer Unkrautregulierung ist es ratsam, die Aussaatmenge um 10 bis 15% zu erhöhen. Der höchste Wirkungsgrad mechanischer Unkrautbekämpfung kann bei leicht abgesetzten, schüttfähigen und ebenen Böden erreicht werden. Vertiefungen wie Fahrspuren werden von den Arbeitsgeräten je nach Bautyp häufig nicht ausreichend erfasst und können verunkrauten. Abgetrocknete Böden und ein angepasster Reifeninnendruck sind wichtig, um Fahrspuren aber auch Strukturschäden möglichst zu vermeiden. Bei Frostgefahr sollte auf Bearbeitung verzichtet werden, da die Wurzeln der Kulturpflanze durch Striegeln und Hacken freigelegt oder gelockert werden können. Bei trockenem und warmem Wetter können die ausgerissenen Unkräuter gut vertrocknen. Höhere Temperaturen (nachmittags) erhöhen aufgrund verminderter Turgeszenz die Biegsamkeit der Pflanze, wodurch Kulturschäden reduziert werden.

 

Striegeln

Erbsen und Unkraut laufen zur selben Zeit auf und konkurrieren dann um Wasser, Nährstoffe und Licht. Je nach Witterung kann das Unkraut sogar schneller wachsen als die Erbsen. Der Striegeltermin ist primär an den keimenden Unkräutern auszurichten. Denn: Die Wirkungsweise des Striegels beruht auf Verschütten und Herausreißen frisch gekeimter Unkräuter im Fädchen- oder Keimblattstadium. Problemunkräuter und –gräser sind beispielsweise Knöterich, Kamille, Klettenlabkraut, Wicke oder Windhalm. Diese können lediglich bis zum Keimblattstadium bekämpft werden. Daher kann sogar ein Blindstriegeln vor Auflaufen der Kultur sinnvoll sein. Wurzelunkräuter wie Disteln und Quecken lassen sich nicht mit dem Striegel beseitigen. Der Striegel arbeitet reihenunabhängig, was bedeutet, dass auch über die Kultur gearbeitet wird. Weitere Durchgänge sind bis zum Verranken der Bestände möglich. Beim Striegeln kann eine Unkrautregulierungswirkung von 90% erzielt werden.

Blindstriegeln ist ein- bis zweimal möglich. Keimende Unkräuter in den oberen Zentimetern werden so beseitigt, während das in 4 bis 6 cm Tiefe abgelegte Saatgut der Erbse unbeschädigt bleibt. Das Zeitfenster erstreckt sich 3 bis 7 Tage nach der Aussaat. Beim Blindstriegeln kann mit hohem Zinkendruck und circa 90° Anstellwinkel gearbeitet werden. Zügige Fahrgeschwindigkeiten von etwa 8 km/h ermöglichen eine effektive Schüttwirkung.

Junge Erbsen sind robust gegenüber dem Striegel. Daher kann während dem Auflaufen vorsichtig mit geringem Zinkendruck gestriegelt werden. Allerdings sind dabei ein schwacher Zinkendruck und eine geringe Geschwindigkeit (2 bis 4 km/h) zu wählen. Abgebrochene Triebe können wieder nachwachsen. Dennoch sollten aufgrund der Verzögerung des Wachstums durch den mechanischen Eingriff nicht mehr wie 10 % des Erbsenbestandes geschädigt werden. Ab dem dritten Blattpaar kann der Zinkendruck wieder erhöht werden und mit 4 bis 8 km/h gefahren werden. Es kann bis zum Reihenschluss gestriegelt werden, dann sind die Erbsen verrankt. Bei einem späteren Striegeleinsatz können sich die heruntergezogenen Erbsen nicht mehr aufrichten. Die reduzierte Bestandes- und Druschhöhe birgt das Risiko für Druschverluste bei der Ernte. Bei moderatem Unkrautdruck sind zwei bis drei Striegeldurchgänge erforderlich. Bei Mulchauflagen kommen herkömmliche Striegel an ihre Grenzen, da sie das Material zusammen harken. Hier eignet sich ein Rollstriegel. Dieser hat außerdem den Vorteil, dass er sich gut an den Boden anpasst.

 

Optimaler Striegel- und Hackerfolg bei Unkräuter im Fädchen- und Keimblattstadium

 

Hacken

Bei zu hohem Unkrautdruck kann zusätzlich die Hacke eingesetzt werden. Hierfür sind im Vorfeld schon die Reihenabstände anzupassen. In der Regel werden Reihenabstände zwischen 25 und 50 cm gewählt, aber auch bei 15 cm Reihenabstand können mit entsprechender Steuerung (z. B. Kamera) gute Hackergebnisse erzielt werden. Essentiell ist, dass die Breite der Sämaschine mit der der Hacke übereinstimmt. Ansonsten besteht die Gefahr, dass stellenweise Reihen weggehackt werden.

Die Hacke ermöglicht vor allem eine Unkrautregulierung im Zwischenreihenbereich, nur durch die Häufelwirkung können vereinzelt auch Unkräuter in der Reihe bekämpft werden. Die Verwendung von Standardhackschar oder Gänsefußschar ist abhängig vom Entwicklungsstadium der Erbse und vom Boden. Das Standardhackschar ist optimal für frühe Entwicklungsstadien der Kultur. Es zeichnet sich durch einen flachen Anstellwinkel und somit einem geringeren Erdaufwurf aus. Gänsefußschare brechen verschlämmte Böden gut auf. Da diese einen leichten Anhäuflungseffekt haben, erfolgt auch eine gewisse Unkrautregulierung innerhalb der Reihe. In Erbsen werden üblicherweise Gänsefußschar-Hacken verwendet.

Der Vorteil der Hacke ist, dass die Unkrautbekämpfung in einem größeren Wachstumsspektrum als bei dem Striegel erfolgen kann. Dennoch muss die Kulturpflanze größer als das Unkraut sein. Neben Verschütten und Entwurzeln durchschneidet die Hacke die Erde in 2 bis 3 cm Tiefe, sodass auch größere Unkräuter und Wurzelunkräuter im kleinen Stadium bekämpft werden können. Die Arbeitsgeschwindigkeit variiert von 3 bis 10 km/h.

Generell kann mit dem Hacken so früh wie möglich begonnen werden. Im 2- bis 4-Blattstadium sollte ein Verschütten der Kulturpflanzen durch Schutzscheiben oder Winkelmesser verhindert werden. Allerdings sind Winkelmesser nur auf leichten Böden geeignet. Auf verschlämmten, schweren Böden kommt das Winkelmesser nicht tief genug in den Boden. Nach Verranken der Erbsen ist auch der Hackeinsatz abgeschlossen. Abhängig von Unkrautdruck und Striegeleinsatz wird die Hacke ein- bis dreimal in Erbsen eingesetzt. Vor allem auf verkrusteten Böden und bei Mulchauflage hat sich die Rollhacke bewährt. Die Rollhacke arbeitet wie der Striegel ganzflächig indem die Rollsterne durch ihre löffelförmigen Spitzen die Bodenkrusten aufbrechen. Dies kann sich positiv auf die Sauerstoffversorgung der Knöllchenbakterien auswirken. Zusätzlich kann sie eine optimale Vorarbeit für folgende Überfahrten mit Striegel oder Scharhacke bieten. Der Regulierungserfolg liegt ebenfalls im Verschütten und Entwurzeln der Unkräuter, weshalb die Bearbeitung im Fädchen- bzw. Keimblattstadium der Unkräuter stattfinden sollte. In Erbsen kann sie bei Bedarf zum Blindstriegeln verwendet werden. Es kann mit Geschwindigkeiten von 12 bis 20 km/h im Bestand gefahren werden.

 

Blühende Erbsen in Sortenversuchen in Gülzow, Deutschland

 

Fazit

Optimale Striegel- und Hackergebnisse werden im Fädchen- und Keimblattstadium der Unkräuter erzielt. Weitere Voraussetzungen sind optimale Bodenbedingungen, Beachtung des Entwicklungsstadiums der Kultur, der Fahrgeschwindigkeit und Maschineneinstellung. Bezüglich der Arbeitsintensität gilt: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.

 

References

Spory, K., Mack, R., 2021. Mechanische Unkrautregulierung bei Ackerbohnen und Erbsen – Schulungsunterlage für Berufs- und Fachschulen. www.demoneterbo.agrarpraxisforschung.de/fileadmin/user_upload/Bilder/Schul_UL_Handout_Unkrautbekaempfung_AB_Erbse.pdf

Bader, J., 2020. Einsatz der Rollhacke in Körnerleguminosen. www.demoneterbo.agrarpraxisforschung.de/fileadmin/user_upload/Bilder/Einsatz_Rollhacke_Koernerleguminosen_Bader.pdf

Spory, K., 2020. Anbau von Erbsen und Ackerbohnen – ohne Herbizide. www.demoneterbo.agrarpraxisforschung.de/fileadmin/user_upload/Bilder/DemoNetErBo_Interview_herbfreiErbAB_2020.pdf

Spory, K., 2021. Unkrautregulierung bei Erbsen. www.demoneterbo.agrarpraxisforschung.de/index.php?id=92

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  • Letzter Hackdurchgang in den ErbsenFoto: Katharina Rusch
  • Optimaler Striegel- und Hackerfolg bei Unkräuter im Fädchen- und KeimblattstadiumFoto: Katharina Rusch
  • Blühende Erbsen in Sortenversuchen in Gülzow, DeutschlandFoto: Moritz Reckling

Zu diesem Artikel

Autoren: Kerstin Spory, Ralf Mack, Katharina Rusch
Publisher: Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ)

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Acknowledgements: Legumes Translated wird von der Europäischen Union im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogrammes Horizon 2020 unter dem Fördervertrag Nr. 817634 gefördert.
Zitierung: Spory K., Mack R. und Rusch K., 2022. Mechanische Unkrautregulierung bei Erbsen. Legume Hub. www.legumehub.eu

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